Im Rahmen des „The New New“-Fellowships haben 24 Vordenker:innen aus ganz Europa in zwölf Projekten ein halbes Jahr lang an Visionen für inklusivere digitale Zukünfte gearbeitet. Dabei haben die Fellows mit einer großen Bandbreite an Inhalten, Formaten und Medien ganz konkrete Möglichkeiten und Wege aufgezeigt.

KI-basierte Sprachassistenzsysteme, die im Gegensatz zu Amazon Alexa, Cortana und Siri Stereotype nicht weiter verstärken. Eine digitale Plattform, die Opfern von häuslicher Gewalt Hilfe anbietet. Ein kritisches Kartenspiel, das dazu anregen soll, technologische Absurditäten zu hinterfragen. Oder ein kollaboratives Online-Portal, das die Datenlage über wenig dokumentierte Krankheitsbilder von unterrepräsentierten Gruppen verbessert. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der insgesamt zwölf Projekte, die im Rahmen des „The New New“-Fellowships für ein halbes Jahr gefördert wurden.

Viel Interesse an Explorationsräumen für gemeinwohlorientierte Digital-Visionen

Nach intensiver Vorbereitungszeit hat unser Projekt „Ethik der Algorithmen“ zusammen mit dem gemeinnützigen Superrr Lab Ende 2020 den Aufruf zur Bewerbung auf das erste „The New New“-Fellowship gestartet. Ziel war es, sich möglichen Antworten auf folgende Fragen zu nähern:

  • In was für einer Welt wollen wir zukünftig leben?
  • Welche Rolle sollten digitale Innovationen dabei spielen?
  • Wie können wir Algorithmen, Künstliche Intelligenz und andere Technologien einsetzen, um Inklusion, Diversität und Zusammenhalt zu fördern?

Bis zum Bewerbungsschluss am 6. Januar 2021 hatten uns schließlich fast 300 Bewerbungen aus ganz Europa erreicht. Das übertraf unsere Erwartungen weit und hat deutlich gezeigt, dass es in Europa viele Visionen für eine menschenzentriertere Digitalisierung gibt.

Aus diesen gut 300 Bewerbungen für das Fellowship hat der „The New New“-Beirat dann zwölf Projekte aus neun Ländern ausgewählt. Jedes Projekt hat neben einer sechsmonatigen finanziellen Förderung zudem individuell zugeschnittenes Coaching erhalten und konnte an regelmäßigen Vernetzungsveranstaltungen mit den anderen Fellows teilnehmen. Dadurch sollten die Fellows in die Lage versetzt werden, ihr bestehendes Engagement weiter zu professionalisieren und wichtige Impulse für eine inklusivere Gestaltung unserer digitalen Zukünfte zu setzen.

Diverse Blickwinkel zeigen Alternativen zum Status quo auf

Zu Beginn des Fellowships wurden die Wünsche und Bedürfnisse der Fellows an dessen Ausgestaltung erhoben. Neben monatlichen Meet-Ups zur Vernetzung unter den Fellows gab es die drei öffentlichen Workshops zu den von den Fellows ausgewählten Themen „Safe(r) and brave spaces“, „Decoloniality“ and „Thinking of Futures“.

Darüber hinaus sind einige Interviews entstanden, die auf dem englischsprachigen „The New New“-Blog veröffentlicht sind. Die Interviews thematisieren neben den konkreten Projektvorhaben der Fellows auch die Motivation zu ihrem Engagement und verdeutlichen ihre Einstellungen zu Wertefragen der Digitalisierung. Ein Teil der auf Englisch veröffentlichten Interviews ist zudem auf Deutsch auf diesem Blog zu finden:

Forderungen für bessere digitale Zukünfte

Welche digitalen Zukünfte können wir uns vorstellen? Die Antwort auf diese Frage hängt maßgeblich davon ab, wem in öffentlichen Diskursen Gehör geschenkt wird – und wem nicht. Können neue Perspektiven Eingang in die Debatten finden, um uns das aufzuzeigen, was viel zu selten bedacht wird?

Diese Fragen waren der Rahmen für das „The New New“-Online-Event am 7. Oktober 2021, welches den Abschluss des ersten Fellowships markierte. Neben Beiträgen mehrerer „The New New“-Fellows haben weitere Expert:innen ihre Forderungen für bessere digitale Zukünfte in Form dreiminütiger Thesen vorgestellt.

Die verschiedenen Beiträge haben eindrucksvoll blinde Flecken aufgezeigt, die es in unseren gesellschaftlichen (Digital-)Diskursen gibt: Vom fehlenden Bewusstsein über algorithmische Entscheidungen in gesellschaftlichen Kontexten, bis hin zu Fragen nach dem Zugang zu Infrastruktur. Sie haben dadurch jene Blickwinkel in den Mittelpunkt gestellt, die sonst kaum oder gar keine Beachtung finden. Zu den herausgestellten Ungerechtigkeiten sind in den Inputs zudem Wege skizziert worden, wie unsere digitalen Zukünfte gerechter entwickelt werden können.

Die Aufzeichnung zum Online-Event „10 Propositions for Claiming Better Futures“ gibt es hier:


Magazin mit Visionen: „Correspondences from the Edges“

Zu dem Abschlussevent wurden außerdem Einblicke in das Magazin Correspondences from the Edges gegeben, das im Fellowship-Kontext entstanden ist. Das Magazin beinhaltet Beiträge von den „The New New“-Fellows sowie von weiteren Expert:innen. Kate Crawford, eine führende Wissenschaftlerin zu den sozialen und politischen Folgen von Künstlicher Intelligenz, etwa zeigt die Grenzen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz auf und betont dessen politische Dimension. Der Autor und Journalist Tinashe Mushakavanhu stellt mit Reading Zimbabwe eine digitale Plattform als Archiv für simbabwische Literatur vor, wodurch aufgezeigt wird, wie stark das Internet und seine Infrastruktur von englischer Sprache geprägt sind.

Verschiedene weitere Beiträge beschäftigen sich mit Machtstrukturen in unserer digitalen Welt und hinterfragen, wer eigentlich über unsere Zukünfte bestimmt. Gleichzeitig liefern die Autor:innen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Ansätze für inklusivere Zukunftsräume. Der Blick in dieses besondere Magazin, das vielfältigen Stimmen Raum gibt, lohnt sich also.

Dank an die großartigen „The New New“-Fellows

Über die letzten Monate konnten die Fellows durch ihre Projekte Erfahrungen, Hintergründe und Ideen weitergeben. Sie haben eindrucksvoll gezeigt, mit welcher großen Bandbreite an Inhalten, Formaten und Medien es möglich ist, unsere digitalen Zukünfte inklusiver auszugestalten. Für die Fellows war das „The New New“-Fellowship ein Baustein, um ihnen zusätzliche Motivation und Professionalisierung zu ermöglichen. Auch nach dem Fellowship werden sie an ihren Ideen weiterarbeiten – und wir werden die Projekte weiter gespannt verfolgen.


Hinter der Initiative „The New New“ stehen das Projekt “Ethik der Algorithmen” der Bertelsmann Stiftung sowie das gemeinnützige Superrr Lab. Als Partner:innen unterstützen die Allianz Kulturstiftung sowie das Goethe-Institut das Programm.


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