In der vergangenen Woche fand Europas größte Digitalkonferenz „re:publica“ in Berlin statt. Die Konferenz, die unter dem Motto „Who cares“ stand, wurde auch vom „reframe[Tech]“-Team besucht.
Die diesjährige re:publica legte einen besonderen Schwerpunkt auf Care-Arbeit im weitesten Sinne. Der Themenkomplex Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) im sozialen Sektor war Gegenstand eines Treffens mit den Bundestagsabgeordneten (MdBs) Tabea Rößner und Maik Außendorf, die mit der AG Digitales der Bundestagfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die re:publica besuchten. Teresa Staiger stellte die Arbeit des Stiftungsprojekt „reframe[Tech] – Algorithmen fürs Gemeinwohl“ den MdBs vor und diskutierte gemeinsam mit Maximilian Kühn von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) über digitale Innovationen und politische Handlungsspielräume, die für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung und den verantwortungsvollen KI-Einsatz vonnöten sind.
In Deutschland setzen sich zwei Millionen Haupt- und drei Millionen Ehrenamtliche für vulnerable Gruppen ein und verfügen über umfassendes Wissen bezüglich deren Bedürfnissen und Anliegen. Wenn dieses Fachwissen gepaart durch digitale Technologien weiter gestärkt wird, kann dies einen Innovationsschub auslösen und dazu beitragen, die Daseinsvorsorge zukunftssicher zu machen, insbesondere in herausfordernden Zeiten. Langfristige Förderstrukturen könnten somit nicht nur die Entwicklung verantwortungsvoller KI unterstützen, sondern auch die Daseinsvorsorge in Zeiten des Fachkräftemangels sichern.
Das Programm mit seinen vielfältigen Sessions beleuchtete aber nicht nur die konkreten Herausforderungen im Zusammenhang mit Care-Arbeit, sondern auch die Rolle von Technologien im Umgang mit zukünftigen Herausforderungen.
Digitale öffentliche Güter als Fundament für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung
Viele Panels und Vorträge widmeten sich etwa digitalen öffentlichen Gütern. Diese wurden mit Verweis auf die Vereinten Nationen (UN) als eine Unterkategorie von Open SourceOpen Source Ein Entwicklungsmodell, bei dem der Quellcode eines Programms öffentlich zugänglich ist. Jeder kann den Code einsehen, modifizieren und weiterverbreiten. Open Source kann die Transparenz von Forschungsfeldern wie der KI fördern. definiert und umfassen Open Source Software, offene Daten sowie offene Standards und offene KI-Modelle. Auf der Grundlage digitaler öffentlicher Güter werden wiederum konkrete technische Lösungen, wie algorithmische Entscheidungssysteme, entwickelt.
Eine spannende Erkenntnis aus den Diskussionen war, dass das Thema derzeit politisch an Bedeutung gewinnt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Global-Digital-Compact-Initiative der UN, die Leitlinien für das Internet und dessen Regulierung entwickelt. In diesem Rahmenwerk, das derzeit verhandelt wird, erhält die Förderung digitaler öffentlicher Güter eine größere Bedeutung. Der Tenor der Diskussionen war, dass es deutlich stärkere staatliche Investitionen in digitale öffentliche Güter braucht, um deren öffentliche Bereitstellung zu sichern.
Die verschiedenen Sessions zu diesem Thema waren eine wichtige Bestätigung dafür, dass digitale öffentliche Güter ein sehr bedeutendes Arbeitsfeld darstellen, dem wir uns als Projekt derzeit auch verstärkt widmen.
#WeCare – Austausch mit Bundestagsabgeordneten
Die Zukunftssicherung des Sozialstaates und die Rolle, die dabei Digitalisierung und KI spielen können, war ein weiterer Schwerpunkt, der in verschiedenen Diskussionsformaten beleuchtet wurde. Bei einem von reframe[Tech] organisierten Meetup ging es mit vielen Interessierten um die Frage, ob es ein Netzwerk für gemeinwohlorientierte Unternehmen und andere Akteur:innen braucht, um sich strategischer zu Themen rund um algorithmische Entscheidungssysteme und KI im Bereich der Sozialen Arbeit auszutauschen. Außerdem wurde darüber diskutiert, ob ein solches Netzwerk auch eine schlagkräftige digitalpolitische Stimme werden könnte, um sich in Zeiten massiver Haushaltskürzungen besser für digitale Innovationen im sozialen Sektor einzusetzen. Im Meetup stellte Teresa Staiger gemeinsam mit Julius Falk erste Erkenntnisse zu abgefragten Bedarfen zu einer solchen Netzwerkstruktur vor und schaffte einen Austauschraum für Gedanken, Bedenken und Visionen. Vielen Dank für die gute Diskussion!
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