Im Sommer 2023 hat die Bertelsmann Stiftung eine sogenannte „Tech-Exploration“ in vier Wohlfahrtsorganisationen durchgeführt, um konkrete Anwendungsideen für den gemeinwohlorientierten Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) zu entwickeln. Externe Tech-Expert:innen – sogenannte Explorierer:innen – haben gemeinsam mit Mitarbeiter:innen und Klient:innen vor Ort Schmerzpunkte identifiziert und Lösungsansätze für den Algorithmen- und KI-Einsatz erarbeitet. Die daraus entstandenen Vorschläge demonstrieren das konkrete Potenzial von KI in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Wohlfahrt – von der Behinderten- und Sucht- über die Jugend- bis zur Selbsthilfe. Die Paulinenpflege Winnenden e.V. war eine der teilnehmenden Organisationen.
Nun haben wir bei Laura Bürkle, Teamleitung im Care & Case Management, nachgefragt, welche Erkenntnisse die Paulinenpflege durch die „Tech-Exploration“ gewonnen hat und was aus der explorierten Anwendungsidee geworden ist:
1.Was nehmt ihr mit aus sechs Wochen Tech-Exploration?
Aus den sechs Wochen Tech-Exploration nehmen wir einiges mit! Neben einem spannenden Einblick in neue, ganz andere Arbeitsweisen und Begrifflichkeiten der Tech-Expert:innen nehmen wir vor allem auch die Erkenntnis mit, dass Künstliche Intelligenz auch im Gemeinwohl und der sozialen Arbeit einen wertvollen Beitrag leisten kann und hier noch sehr viele ungenutzte Potenziale liegen! Leider fehlen in gemeinwohlorientierten Organisationen die Mittel, um solche großen Themen alleine anzugehen und zu verfolgen. Daher sind wir auf Projekte wie die Tech-Exploration angewiesen und haben uns auch sehr über die Chance gefreut! Außerdem waren an der Stelle auch die Vernetzung und der Austausch mit den anderen Organisationen, die an der Tech-Exploration teilgenommen haben, sehr wertvoll. Solche Entwicklungen können nur im Verbund angegangen werden!
2. Was war/ist die größte Herausforderung?
Während der Tech-Exploration sind durch den guten und zielgerichteten Austausch mit unseren Explorierer:innen sehr schnell sehr viele Ideen entstanden, wo Künstliche Intelligenz überall eingesetzt werden könnte. Eine Herausforderung war es dann, sich auf eine Idee zu fokussieren und hier auch Chancen und mögliche Risiken abzuwägen. Manches, was sich im ersten Moment hilfreich anhört, wie z. B. die Identifikation von potenziellen „Systemsprengern“ eines Versorgungsangebotes, um den Therapieerfolg der anderen nicht zu gefährden, führt ganz schnell zu ethischen Fragestellungen und Bedenken! Aus diesem Grund haben wir uns auch für „Krak-E“ entschieden. Die Idee von „Krak-E“ ist ein Tool, das individuelle Optionen für Menschen mit Teilhabebedarf generiert und Menschen mit Behinderung somit individuelle(re) Lebenswege aufzeigt. Hierbei haben wir besonders den Übergang in Beschäftigungsverhältnisse im Fokus. Unsere aktuell größte Herausforderung ist es, Kooperationspartner:innen zu finden, welche die Idee „Krak-E“ unterstützen und sich hier mit uns auf den Weg machen wollen!
3. Wie geht es weiter?
Aktuell sind wir z. B. mit einem größeren Arbeitgeber in unserer Region im Austausch, um die Herausforderungen nicht nur einseitig anzugehen, sondern auch Anregungen, Ideen, Bedürfnisse und Befürchtungen der Arbeitgeberseite mitzudenken. Auf der anderen Seite stellen wir „Krak-E“ bei verschiedenen Formaten vor, wie z. B. beim Zukunftskongress der Diakonie Deutschland, mit dem Ziel, Mitstreiter für unsere Idee zu finden und weitere Anregungen zu erhalten. Wir sind gespannt, was sich hier noch alles so ergibt!
Reportage im change-Magazin
Das change-Magazin berichtet in seiner Reportage “KI in der Wohlfahrt”, wie die Paulinenpflege Winnenden e.V. in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung binnen sechs Wochen eine Idee für eine KI-Lösung erarbeitet hat, die unter anderem Menschen im Autismusspektrum bei der Jobsuche durch individualisierte Jobangebote unterstützen soll: https://issuu.com/bertelsmann-stiftung/docs/change_magazin_2_2023_web_es/48.
Publikation “Vom Problem zur Anwendungsidee”
Die Tech-Exploration war ein Projekt der Bertelsmann Stiftung und wurde von der Robert Bosch Stiftung gefördert.
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