Bessere Kitaplatzvergaben, Verkehrsplanungen oder Wettervorhersagen – es gibt viele Bereiche, in denen Kommunen Algorithmen und KI einsetzen können. Was dabei zu beachten ist, haben Expert:innen am 7. September 2022 diskutiert.  

Bereits seit 2017 werden im Kreis Steinfurt Kitaplätze mit Unterstützung eines algorithmischen Systems verteilt, berichtete Julia Gundlach bei der vom Behörden Spiegel am 7. September ausgerichteten Diskussionsrunde Kommunen 2.0 – intelligent und ethisch. Die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Digitalausschusses, Tabea Rößner, wies darauf hin, wie wichtig es sei, bessere Wettervorhersagen für Überschwemmungen zu haben. Die Ereignisse im Ahrtal hätten sie als Rheinland-Pfälzerin sehr geprägt. Auch seien KI-Anwendungsfälle in der Verkehrsplanung denkbar, bei denen Digitalisierung und Klimaschutz zusammengedacht werden.

Technologieeinsatz ist kein Selbstzweck

Die Podiumsdiskussion, an der auch Gerald Swarat, Leiter des Berliner Büros vom Fraunhofer IESE, und Jonas Wiggers, Grundsatzreferent des Verband Kommunaler Unternehmen e.V., teilnahmen, beschäftigte sich mit verschiedenen Aspekten des Algorithmen- und KI-Einsatzes in der kommunalen Verwaltung: Es wurden Voraussetzungen benannt, um KI Erfolg versprechend in die Anwendung zu bekommen, aber auch, um den potenziellen Gefahren frühzeitig entgegenzutreten. Denn insbesondere bei Akteuren der öffentlichen Verwaltung ist es entscheidend, dass die Auswirkungen auf einzelne Individuen wie auch die Gesellschaft als Ganzes frühzeitig erkannt und adressiert werden.

Einigkeit bestand unter den Diskutierenden, dass Technologie nicht zum Selbstzweck, sondern dort eingesetzt werden sollte, wo es das Leben von Menschen tatsächlich erleichtert. Dafür braucht es auch Kompetenzaufbau in den kommunalen Verwaltungen, um eben nicht nur fertige Lösungen von Unternehmen einzukaufen, sondern selbst an der passgenauen Anwendung von Technologien mitzuwirken. Gleichzeitig sei es von großer Relevanz, dass InteroperabilitätInteroperabilität Die Fähigkeit verschiedener Systeme oder Komponenten, nahtlos zusammenzuarbeiten und Informationen auszutauschen, ohne dass spezielle Anpassungen erforderlich sind. In der KI ermöglicht Interoperabilität die Integration verschiedener Modelle und Tools in größere Systeme oder Workflows. und offene Schnittstellen geschaffen werden, sodass nicht jede Kommune ihre eigene Lösung in Parallelprozessen sucht, sondern auf Gemeinsamkeiten aufbaut.

Veränderungen brauchen bessere Infrastruktur und gute Anwendungsideen

Während infrastrukturelle Verbesserungen entscheidend sind, braucht es gleichzeitig auch konkrete Ideen, wie Anwendungsfälle in der Praxis gut umgesetzt werden können. Beides setzt voraus, dass Mitarbeitende von Kommunen erkennen, welcher Nutzen in den Technologien liegt, um Ängsten vor negativen Veränderungen proaktiv entgegenzuwirken. Dafür müssen auch die Arbeitsabläufe in den Verwaltungen analysiert und weiterentwickelt werden.

In der Schlussrunde wurden die Diskutierenden nach ihrer Veränderungswunschliste gefragt: Dabei kam auch das KI-Register zur Sprache, dass reframe[Tech] für Deutschland adaptieren will, um mehr Transparenz und Accountability bei Algorithmen- und KI-Einsätzen der öffentlichen Verwaltung zu schaffen. Genannt wurden auch eine stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft bei der Erarbeitung digitalpolitischer Vorhaben sowie der Wunsch nach einem Förderprogramm für sozialökologische Daseinsvorsorge und das Zusammendenken von Digitalisierung und Klimaschutz.

Die vollständige Podiumsdiskussion vom 7. September 2022 können Sie hier nachsehen:

 


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